Anlässlich seines 80. Geburtstags zeigen wir am TD Berlin erneut drei unserer Handke Stücke: Selbstbezichtigung/Autodiffamazione, Kaspar und Weissagung.
Seit nunmehr 10 Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit Texten Peter Handkes. Seit 10 Jahren spielen wir „Selbstbezichtigung“, seit 8 Jahren „Kaspar“, seit einem Jahr die „Weissagung“. Dazwischen das Großprojekt des selten gespielten Stücks „Über die Dörfer“.
Gemeinsam ist diesen Stücken die Konzentration auf Sprache, auf das, was Sprache mit uns macht, wie sie das Denken formt. Sprache als Materie, als oft tückisches Spielmaterial, das ein Eigenleben hat, eine Eigenständigkeit, die nicht auf nur eine Funktion, auf nur eine Bedeutung heruntergebrochen werden kann. Das macht die Qualität dieser Texte aus, sie bedeuten nichts, verweisen nicht auf andres, sie sind einfach nur da, geformte Sprache, und warten darauf laut gesprochen zu werden, um sich entfalten zu können: in den Köpfen, Herzen und Körpern der Schauspieler, wie in denen des Publikums.
Wir spielen dieses Spiel mit der größtmöglichen Transparenz, bis zur totalen Nacktheit, lassen sich dabei zuschauen, was die Sprache mit und in ihnen anstellt: jedes Mal neu, jedes Mal anders, überraschend auch für uns selber.
Clitemnestra è, per tutti coloro che hanno letto il ciclo dell’Orestea, la moglie, fedifraga e assassina, di Agamennone, nonché la madre di Oreste, da quest’ultimo infine uccisa per vendicare il padre.
Ma nessuno sa che, per tradire ed uccidere Agamennone, Clitemnestra aveva delle buone, buonissime ragioni. Agamennone l’aveva avuta in moglie come preda di guerra, dopo averle ucciso il marito e il figlioletto ancora in fasce, strappandoglelo dalle braccia. In seguito, sempre Agamennone, aveva acconsentito al sacrificio della comune figlia Ifigenia, per propiziarsi il dio del mare al momento della partenza per la guerra di Troia. Partito infine per la guerra, era tornato dopo lunghi anni portando con sé come preda di guerra e concubina, Cassandra. Ecco, questo è l’antefatto della storia di Clitemnestra. Ciononostante, in questo testo, la “mia” Clitemnestra, alla fine, deciderà di non uccidere Agamennone, accontentandosi, dopo avergli spiegato le proprie ragioni, di cacciarlo via, lontano da sé. Si rifarà una vita? Chi lo sa, e non mi interessa. Intanto però, ha provato, prova, a spezzare il cerchio di sangue, violenza e vendette che da sempre sembra fare la storia. La Storia con la S maiuscola, quella degli uomini. La sua, invece, è soltanto una storia, la storia di una scelta: quella di prendere, finalmente, la parola.
Was ist die kleinste mögliche Form, um das für uns lebensnotwendige Ritual des Theaters auch in Krisenzeiten wie diesen aufrecht zu erhalten? Wie schafft man es, in Zeiten von Lockdowns, social distancing und genereller Isolation, diese besondere Art von Gemeinschaft am Leben zu erhalten, die Erfahrung von sich selbst durch die Verschmelzung mit anderen erfährt? Aus dieser Fragestellung entstand diese Idee eines Minimaltheaters, das die Tragödie bei den Leuten zuhause oder in kleinen Nebenräumen als mögliche Bewußtseinszelle im Heute sucht und befragt.
Projektbeschreibung
Persönliche Freiheit und Staatsräson scheinen aktuell oft miteinander im Clinch zu liegen. Die Kategorien dessen, was notwendig und richtig ist, müssen täglich von jedem neu definiert werden. „Antigone“ behandelt Fragen, auf die man schwer eindeutige Antworten geben kann. „Antigone“ berührt innere und gemeinschaftliche Werte sowie Pflichten, die unaufschiebbar sind. Was soll man tun, wenn das innere Gefühl von Gerechtigkeit in Konflikt gerät mit der Staatsgewalt? Und was droht dem Staat, wenn sich Personen einfach so über dessen Gesetze hinwegsetzen? Und welche Rolle spielt dabei Mystifikation von Macht, Religion und Moral als Rechtfertigung für das eigene Tun? Seit Jahrtausenden wirft „Antigone“ Fragen auf. Vor allem in Krisenzeiten scheint es fast unvermeidlich, sich auf den Konflikt zwischen Kreon und Antigone, Antigone und Ismene, Kreon und Hämon zu besinnen: auf den Konflikt zwischen Macht und Verantwortung, Widerstand und Schuld, Mitleid und Hybris. „Antigone“ erzählt aber auch von einer Weltsicht, die sich nicht in der Gegenwart erschöpft: von Frauen und Männern, von Krieg und Versöhnung, von Vergangenheit und Zukunft, von Kommunikation und Unverständnis, von Sprache und Übersetzung, von Körper und Geist, von Leben und Tod. Es erzählt von der Notwendigkeit des Theaters. „Antigone“ ist das Theater, die gefährliche Kunst par excellence: gefährlich weil lebendig, weil sie im jetzt stattfindet und nicht gegeben ist, weil sie immer wieder alles riskiert in der Gegenüberstellung mit den Zuschauern. Das Theater als Ort, der sich zwischen Publikum und Schauspielern auftut, als Kunst, die Fragen stellt, auch wenn sie keine Antworten darauf weiß, als Kunst, die das Risiko des Zweifels auf sich nimmt und auch den Zuschauer damit konfrontiert.
Was wir hier zeigen ist eine besondere Version der „Antigone“ von Sophokles, weit entfernt vom Pomp und der Rhetorik eines „Staats-Theaters“: eine aufs Minimum reduzierte „Antigone“ mit nur zwei Interpreten, die sich alle Rollen teilen und mit den Rollen auch deren Verantwortung, Schuld und Schicksal. Eine „kleine bewegliche Form“ im Sinne Brechts. Eine Art „Kammertragödie“, konzipiert für Wohnungen, Hinter- und Nebenzimmer, Kellerräume, Innenhöfe und andere nicht theatrale Räume und für eine begrenzte Anzahl von Zuschauern. Man schaut sich sozusagen in die Augen, lernt sich kennen, ist füreinander präsent, was die politische Explosivität des Ausgangsmaterials noch verschärft. Es handelt sich also um eine sehr intime Version der Tragödie des Sophokles, wo die Konflikte zwischen den Figuren zu inneren Konflikten werden und die Zuschauer eingeladen sind, in den Köpfen der Protagonisten Platz zu nehmen und den Zerreißprozessen im Bewusstsein der Protagonisten von ganz nah, wie durch ein Vergrößerungsglas, beizuwohnen. In unserer „Antigone“ gibt es keine Figuren außer im Sinn von „Personae“ und es gibt auch keine Bösen und Guten, denn der Konflikt ist immer der des Menschen mit sich selbst, mit dem anderen Teil von sich und mit dem eigenen „Schatten“.
In einer etwa 20-minütigen Einführung wird außerdem der Kontext, die Vorgeschichte und die Beziehungen der Figuren untereinander auf sehr niedrigschwellige Art und Weise vorgestellt. Gleichzeitig geben wir so auch Zuschauern, die mit der antiken Tragödie keine Vertrautheit haben, einen einfachen und direkten Zugang zur Geschichte, die sie gleich sehen werden. Das gezeichnete Schema bleibt während der Vorstellung sichtbar und hilft so bei der Einordnung der Geschehnisse.
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR und kofinanziert durch ein Crowdfunding über die Plattform Startnext
Friedrich Hölderlin (deutsch/tedesco), Fabrizio Sinisi (italienisch/italiano)
Dauer/durata 80′
(scroll down for german version)
Libertà personale e ragion di stato sembrano attualmente in conflitto. Le categorie di cosa è necessario e giusto vengono ridefinite giorno per giorno da ognuno di noi.
“Antigone” si occupa di queste e di altre questioni cui è difficile dare una risposta chiara e univoca. Tocca e tratta valori personali, interni, e valori comuni, doveri irrimandabili e irrinunciabili. Da millenni, “Antigone” non ha mai smesso di interrogarci. E soprattutto in tempi di crisi, sembra quasi obbligato ritornare al conflitto tra Creonte e Antigone, tra Antigone e Ismene, tra Creonte ed Emone. Il conflitto tra potere e responsabilità, tra resistenza e colpa, tra compassione e hybris. Antigone ci parla di una visione del mondo che non si esaurisce nel presente. Ci parla di donne e uomini, di guerra e riconciliazione, di passato e futuro, di comunicazione e incomprensione, di lingua e traduzione, di corpo e mente, di vita e morte. Ci parla del bisogno del teatro. Antigone ci parla di tutto questo e di molto altro.
Quella che proponiamo è una versione molto particolare dell’ “Antigone” di Sofocle, lontana dai fasti e dalla retorica del “teatro di stato”, un’”Antigone” ridotta al minimo, con solo due interpreti a dividersi tutti i ruoli e con i ruoli le responsabilità, le colpe, I destini. Una sorta di “tragedia da camera”, pensata difatti soprattutto per appartamenti e/o spazi non “teatrali” e per un ridotto numero di spettatori. Una versione estremamente intima della tragedia sofocle, dove i conflitti tra i personaggi diventano conflitti interiori, dove lo spettatore è invitato a prendere posto nella testa dei protagonisti, a spiare da vicino, come con una lente d’ingrandimento, la lacerazione della coscienza dei protagonisti di fronte alle difficili scelte da compiere. Nella nostra “Antigone” non esistono personaggi se non nel senso di “persone” e non esistono i buoni e i cattivi, perché il conflitto è sempre dell’essere umano con se stesso, con l’altra parte di sé e con la propria “ombra”.
Persönliche Freiheit und Staatsräson liegen aktuell miteinander im Clinch. Die Kategorien dessen, was notwendig und richtig ist, müssen täglich von jedem neu definiert werden. Seit Jahrtausenden wirft „Antigone“ Fragen auf: sie betreffen den Konflikt zwischen Macht und Verantwortung, Widerstand und Schuld, Mitleid und Hybris. „Antigone“ erzählt von Frauen und Männern, von Krieg und Versöhnung, von Kommunikation und Unverständnis, von Körper und Geist, von Leben und Tod. Es erzählt von der Notwendigkeit des Theaters. „Antigone“ ist das Theater, die gefährliche Kunst par excellence: gefährlich weil lebendig, weil sie immer wieder alles riskiert in der Gegenüberstellung mit den Zuschauern.
Was wir hier zeigen ist eine aufs Minimum reduzierte „Antigone“ mit nur zwei Interpreten, die sich alle Rollen teilen und mit den Rollen auch deren Verantwortung, Schuld und Schicksal. Eine Art „Kammertragödie“, konzipiert für Wohnungen und nicht theatrale Räume und für eine begrenzte Anzahl von Zuschauern. Eine sehr intime Version der Tragödie des Sophokles, wo die Konflikte zwischen den Figuren zu inneren Konflikten werden und die Zuschauer eingeladen sind, in den Köpfen der Protagonisten Platz zu nehmen und den Zerreißprozessen im Bewusstsein der Protagonisten von ganz nah, wie durch ein Vergrößerungsglas, beizuwohnen. In unserer „Antigone“ gibt es keine Figuren außer im Sinn von „Personae“ und es gibt auch keine Bösen und Guten, denn der Konflikt ist immer der des Menschen mit sich selbst, mit dem anderen Teil von sich und mit dem eigenen „Schatten“.
“Vorrei diventare un tale come già un altro fu“. È da questa frase che prende spunto lo spettacolo Kaspar (ovvero una tortura di parole)della compagnia Barletti/Waas, rielaborazione della celebre opera teatrale del Premio Nobel Peter Handke sulla misteriosa vicenda di Kaspar Hauser, un giovane tedesco vissuto nella prima metà dell‘Ottocento presentatosi al mondo privo di linguaggio che affermò di essere cresciuto in totale isolamento in una cella, in scena giovedì 9 e venerdì 10 dicembre (ore 20:30) al Teatro Palladium.
Provocatorio come l’opera da cui è tratto, lo spettacolo muove dal proposito di dimostrare come una coscienza umana “vergine” possa essere riempita, e con ciò violentata, con l’esercizio di formule linguistiche convenzionali. Nello spettacolo il „Suggeritore“, (Werner Waas), sottopone Kaspar (Lea Barletti) a una vera e propria tortura di parole fino a quando quest‘ultimo acquista proprietà di linguaggio, si „integra“ nella società e comincia successivamente a ribellarsi contro il suo interlocutore fino a complicare il gioco al punto da non sapere più con esattezza chi è a condurlo. Lo spettacolo Kaspar non mostra come stanno veramente le cose o come sono andate veramente le cose con Kaspar Hauser, ma mostra cosa è possibile fare con qualcuno, come qualcuno possa essere portato a parlare attraverso il parlare.
Note di regia
È possibile portare un essere umano ad una identità attraverso la parola? O, come dice Handke, attraverso una tortura di parole? All’inizio Kaspar è una specie di essere „puro“ in relazione immediata e sconfinata con tutto quello che lo circonda. Alla fine del suo percorso di „integrazione“, Kaspar è portato nella realtà, ed è consapevole di cosa ha perso per strada. È la storia di noi tutti, e da questa storia deriva tutto ciò che chiamiamo coscienza. Le emozioni e le parole non coincidono, non si può fare affidamento sulle parole. L’unica cosa che si può fare è continuare a indagare a partire dalla propria diffidenza, per poi scoprire che è una ricerca senza fine. In questo percorso ci ritroviamo tutti molto più vicini e simili gli uni agli altri di quanto avremmo pensato. Siamo tutti Kaspar – bisogna solo mettersi in ascolto. Come dice Kaspar: “Io sono io solo per caso“. (Lea Barletti e Werner Waas)
Note biografiche
Lea Barletti e Werner Waas si sono conosciuti molti anni fa a Roma. Da allora vivono e lavorano insieme, prima a Roma, poi a Monaco di Baviera, Lecce e attualmente a Berlino. Insieme hanno prodotto, diretto e interpretato un gran numero di spettacoli, fondato una compagnia teatrale (Induma Teatro), cofondato un Centro Culturale Multidisciplinare (“Manifatture Knos”, a Lecce, tutt’ora attivo seppure ormai senza di loro), organizzato sette edizioni (tra il 2008 e il 2015) del Festival/Laboratorio di arti performative “K-now!” (sempre a Lecce), inventato un premio nazionale di drammaturgia contemporanea (“Il Centro del discorso”, tre edizioni tra il 2008 e il 2011) e fondato un’altra compagnia (Barletti/Waas), con la quale attualmente girano e lavorano tra Germania e Italia, e fatto negli anni un gran numero imprecisato di altre cose, tra cui due figli (Rocco e Tobia).
Fra i loro lavori: “Dulce Est” di H. Achternbusch (2005), “Cowboy Mouth” di S. Shepard (2006), “Tra un’ora e 12 minuti” da L. Norén (2008), “Anarchia in Baviera” di R.W.Fassbinder (2009), “Autodiffamazione” di P. Handke (2013), “Tristezza&Malinconia” di B. Park (2015), “Kaspar” di P. Handke (2017), “Monologo della buona madre” di L. Barletti (2018), “Natura morta con attori” di Fabrizio Sinisi (2019), “Ashes to Ashes” di L. Barletti (2019), “Antigone” di Sofocle (2020), “Weissagung” di P. Handke (2021), “Über die Dörfer” di P. Handke (2021)
Crediti
Kaspar (ovvero una tortura di parole)
di Peter Handke
conLea Barletti e Werner Waas
(In lingua tedesca con sopratitoli in italiano)
regia/produzione Barletti/Waas
con il sostegno di ItzBerlin E.V.
la collaborazione di Iacopo Fulgi e Harald Wissler
e con il contributo del Forum Austriaco di Cultura
Krieg und Konflikt oder doch eher Versöhnung? In Zeiten des Streits haben alle etwas zu sagen. Sprechen und sich nahe kommen? Obwohl oder gerade weil man anderer Meinung ist? Eine Inszenierung zerklüfteter Ausschnitte aus Menschenleben, die die Zerrissenheit des Wunsches nach umfassender Gemeinschaft offenlegt – trotz allem.
Handkes Text ÜBER DIE DÖRFER setzt in unserer Gegenwart der Behauptungen, der ständigen Verlautbarungen, Posts und Tweets einen radikalen Kontrapunkt: Zwischen Autobahnbaustelle in den Bergen und Friedhof im verlassenen Dorf verstricken sich drei Geschwister in ihrem schier unauflöslichen Zwist. Es geht ums Haus, um Zugehörigkeit und Freiheit und die Kraft des Zuhörens.
Das „Ich“ steht dabei im Mittelpunkt. Das „Ich“ als Entwurf, als Behauptung, als Befreiung – oder doch als Falle? Aber was heißt eigentlich „Ich“? Mit inniger Ironie und zärtlicher Langsamkeit entspinnen die Performer*innen ihre Reden und enden doch alle in der Verlassenheit. „Alle sind im Recht!“ sagt Handke, es gibt keinen Ausweg. Eine Alte ist einziges Überbleibsel der vergangenen Zeit und zugleich Zeugin des Jetzt, bildet gemeinsam mit einem Kind eine Art moralische Instanz, einen kritischen Chor. Im Moment der größten Erstarrung entwirft eine Außenstehende in letzter Verklärung des Ich, eine versöhnliche Landschaft im Geist der Utopie.
MitLea Barletti / Martin Clausen /Gabriele Hänel / Anna Stieblich / Werner Waas / Harald Wissler / Vinzent Wittkopp Künstlerische Leitung/Regie Barletti/Waas Sounddesign/Original music Luca Canciello Bühne/Kostüme Markus Bühler Organisation/Buchhaltung Maria Mewanu Produktion Barletti/Waas GbR Produktion Barletti Waas Koproduktion mit TD Berlin Unterstützung Bühnen im Haus der Statistik e.V., Itz Berlin e.V., Kulturintiative Förderband gGmbh, Theaterhaus Mitte. Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien“