“Monolog der guten Mutter” im Haus der Statistik, 3.+4.Okt. 20Uhr

Barletti/Waas

ph. Luciano Onza

von und mit: Lea Barletti

Produktion und Regie: Barletti/Waas

Original Music & Sound Design: Luca Canciello

(Dauer: 75’)

Zum Text

“Monolog der guten Mutter” beschäftigt sich mit einem der letzten Tabus der westlichen Gesellschaft: der Mutterschaft. Was heißt das, eine gute Mutter sein? Welche Mutter hat sich nicht zumindest einmal im Leben ihrer Aufgabe nicht gewachsen und unsicher gefühlt? Und was, wenn sie gar eines Tages die Entdeckung machen sollte, dass sie dem herrschenden und angesagten Modell einer “guten Mutter” gar nicht entspricht, nicht entsprechen will? Dass sie für die Rolle, so wie sie geschrieben ist, gar nicht geeignet ist? Von wem ist diese Rolle denn geschrieben worden, und für wen? Und warum ist es nicht möglich, sie neu zu schreiben? “Mutter” sein, ist eine Rolle, aber eine Rolle, die nicht jede Frau auf gleiche Weise übernehmen kann. Es gibt so viele Arten Mutter zu sein, wie es Frauen gibt, die es geworden sind. Es gibt viele Arten, eine gute Mutter zu sein. Aber das wird dir von niemand gesagt, nicht vorher, und auch nicht währenddessen: das ist etwas, was man von allein entdeckt, nachher, und auf schmerzhafte Weise, auf eigene Kosten, zum Preis enormer Schuldgefühle, zum Preis von Irrtümern, Fehltritten, Zweifeln, ständigem Scheitern. Und zum Preis verlorener Träume, Zeit, Energie und Liebe: zum Preis des Lebens.

Was bleibt? Der Zweifel.

Aber “Monolog der guten Mutter” ist auch die Geschichte einer “Berufung”, die Geschichte einer künstlerischen Berufung und des mühsamen Wegs, auf den sich jemand macht, um ihr einen Platz in der Welt zu finden. Es ist die Geschichte von jemand, der, mittels und trotz unzähliger Stolperer, Zweifel und ständigem Scheitern, das starke und wirkliche Bedürfnis verspürt, zu einer eigenen Sprache zu finden und durch sie einen Akt zu vollführen, der, auf ganz eigene Art, einer Welt zum Leben und zu einer Form verhilft: ein Akt künstlerischer Schöpfung. Eine Utopie, klein aber konkret.

Was bleibt? Die Sehnsucht.

“Monolog der guten Mutter” ist zuletzt die Geschichte eines Zweikampfs: des Zweikampfs einer Frau und Künstlerin mit sich selbst und ihrem Körper, mit ihrem Gewissen, mit ihrer Rolle als Mutter, mit ihren Söhnen, mit ihrem Bild von sich selbst, mit ihrem eigenen Künstlerdasein, mit den Modellen, mit denen sie aus-gestattet wurde, mit den eigenen Erwartungshaltungen und denen der anderen, mit der eigenen Unangemessenheit, mit der eigenen Berufung, mit der eigenen Fehlbarkeit, mit der eigenen Kreativität, mit der Zeit, mit dem Leben, mit der Sprache, mit der Liebe.

Was bleibt? Der Körper.

Eine Frau, allein auf der Bühne. Sie sitzt auf einem Podest, wie ein Ausstellungsgegenstand oder ein Monument: “Gute Mutter / gemischte Materialien und Techniken” steht auf einem Schild, das an dem Podest an-gebracht ist. Während ihres Monologs werden als zusätzliche Ausstellungsgegenstände/Zeugen auch der Vater/Mann, einige Gebrauchsgegenstände und Fotografien auf der Bühne erscheinen. Die Frau beginnt ihren Diskurs damit, dass sie sagt, weggehen zu wollen. Sie wird nicht weggehen, den für sie gibt es kein Leben, als Person und Schauspielerin, außerhalb des Blickfelds der anderen. Denn es gibt keine andere Welt als die, die aus dem Austausch mit Gleichartigen entsteht, und das Theater ist dieser Austausch, wie schon die Griechen gut verstanden hatten. Die Welt, das Leben, ist das, was zwischen zwei Personen geschieht, während sie miteinander sprechen: ist das, was zwischen Schauspieler und Zuschauer geschieht. Die Welt ist hier, ist jetzt, ist das Theater.

Was bleibt? Das Theater.

Link zum Video der römischen Aufführung:

Links zu Kritiken:

Graziano Graziani: https://www.iltascabile.com/linguaggi/teatro-figli/

Andrea Porcheddu: https://www.glistatigenerali.com/teatro/una-recensione-scritta-prima-che-chiudessero-i-teatri/

Anna Maria Curci: https://letteremigranti.wordpress.com/2020/03/08/monologo-della-buona-madre/?fbclid=IwAR3KmPuCBk8Gom8Qjz-H0BWLiyr-0SU2CgR-RPwYywpx6E4UZUpMk_GvIJg

Lea Barletti und Werner Waas haben sich vor vielen Jahren in Rom kennengelernt. Seither leben und arbeiten sie zusammen, zuerst in Rom, dann in München, später in Lecce und jetzt in Berlin. Gemeinsam haben sie eine Unzahl an Stücken produziert, inszeniert und gespielt, eine Theaterkompanie gegründet (IndumaTeatro), ein multidisziplinäres Kulturzentrum mitbegründet (ManifattureKnos in Lecce, immer noch aktiv, wenn mittlerweile auch ohne sie), sieben Ausgaben eines Werkstattfestivals eingerichtet “K-Now!” (auch in Lecce), einen Dramatikerpreis ins Leben gerufen und organisiert (“Il Centro del discorso”, drei Ausgaben von 2008 bis 2011), noch eine weitere Kompanie gegründet (Barletti/Waas), mit der sie zur Zeit zwischen Italien und Deutschland unterwegs sind und haben außerdem im Lauf der Zeit eine Unmenge anderer Dinge gemacht, darunter auch zwei Kinder, (Rocco und Tobia).

www.barlettiwaas.eu


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